Es ist geisterhaft: die Patentlösung für Einsparung im PKW-Verkehr in Deutschland benennt zur Zeit niemand, obwohl sie bekannt ist, in anderen Ländern benutzt wird und auch in diesen Tagen in Berichten übers Ausland vorkam.
Die beteiligten Gruppen wollen an allen möglichen kleinen Schrauben drehen, um einzelne Prozente an Einsparung oder Umschichtung von Treibstoff-Verbrauch zu gewinnen.
Es gibt aber eine Patentlösung.
Keine der beteiligten Gruppen drängt sich nach den wirklichen Konsequenzen echten Einsparens. Öffentlich sichtbare Gruppen (Politiker, Journalisten, ADAC, Konzerne) wollen auf keinen Fall die ersten sein, die sich an der Patentlösung verbrennen*).
So laufen sie alle blind im Kreis um den riesigen Elefanten mitten im Raum herum und vermeiden noch eine Zeit lang, Monate, Jahre, seinen Namen: Tempolimit. Doch wenn alle kleinen, abwegigen oder falschen Wege ausprobiert sind, und wenn die EU bzw. der Ölpreis hart bleibt, dann wird der Elefant da immer noch stehen.
Ein Tempolimit führt mit viel kleinerem Aufwand sofort und direkt zu vielfachen Einsparungen gegenüber dem riesigen Aufwand von E10-Einführung, Technikaufrüstung und anderem.
Er führt dann mittelfristig zu einer Einsparung von 50%, nachdem sich die Technik in den Autos innerhalb weniger Jahre an die geringeren Anforderungen anpassen konnte. Autos, die auf Tempo 250 Km/h ausgelegt sind, müssen ein Vielfaches an (Schüttel-, Quer-, Unfall-) Kräften aushalten. Ein Auto, das auf 110 Reisegeschwindigkeit mit Reserve bis 150 ausgelegt ist, muss bei gleichem Luxus nur gut halb so schwer sein. Als Ex-VW-Lupo-3L-TDI-Fahrer kann ich das begründet sagen.
Zum Vergleich mit dem Billionen-Projekt Gebäudesanierung: unser Lupo sparte ohne zusätzlichen Kapitaleinsatz pro Jahr so viel ein, wie etwa 50000 Euro Sanierung an einem kleineren Einfamilienhaus jährlich einsparen können.
Das Thema Tempolimit ist aktuell und relevant.
Die qualitativen, indirekten Folgen eines Tempolimits 110 werden noch viel gravierender sein: deutlich weniger Staus und gleichmäßigeres Fahren sorgen für weitere Einsparungen. Neue Konzepte werden durch niedrigere Geschwindigkeit mit weniger Problemen einfacher einsatzreif und konkurrenzfähig (Spritbeimischungen, Elektroauto etc..). Der Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln wird realistischer, der Verbrauch von Rohstoffen und Nahrungsmitteln wird ethisch etwas vertretbarer.
In zwanzig Jahren wird sich niemand mehr vorstellen wollen, wie das war, als doppelt so schwere Autos um die Hälfte schneller von hinten heranschiessen durften, oder dass die halbe Fahrzeit aus Beschleunigen bestand (das „go“ aus stop and go).
Niemand wird sich gerne daran erinnern, abgesehen von Mineralölwirtschaft, Autoindustrie, ADAC.
*): Nachtrag: Oi, es sagt doch noch jemand außer mir. Die Grünen (Cem Özdemir) sagen heute dasselbe, mit den gleichen Argumenten. Zum Glück habe ich das erst nach dem Schreiben gegoogelt. Sehr groß aufgemacht wird es jedenfalls nicht in der alltäglichen Berichterstattung, verglichen zum Beispiel mit E10 oder Guttenberg.
Nachtrag zum Nachtrag: inzwischen, zwei Tage später, findet sich eine ganze Welle engagierter Meinungen zu E10 und Tempolimit von NABU, VCD…
Stimmt alles. Was noch fehlt: Es ist nicht nur der ökologische Nutzen von E10 sehr fragwürdig; der explizite Anbau konkurriert mit Nahrungsmitteln und macht sie teurer. Sinnvoll hingegen wäre die Nutzung von Pflanzenabfällen; aber dabei kommt eher Gas als etwas flüssiges heraus.
Während die einen krampfhaft versuchen, das Zeitalter des Verbrennungs- (eigentlich: Explosions-) -motors künstlich zu verlängern, weil sie mit Luxusfahrzeugen (derzeit noch) viel Geld verdienen, werden sich andere zukunftsweisende Gedanken machen. Verbrennungsmotoren – selbst moderne – sind grauenhaft ineffizient; ihr Ende wird kommen.